Yuval Noah Harari

Unsere Kinder haben uns letzte Weihnachten die drei Standardwerke von Yuval Noah Harari geschenkt, was für uns Ehre, Herausforderung und gleichermaßen schwere Kost war. Wer uns so viel zutraut, darf nicht enttäuscht werden. Es ist der 9. April. Die Menschheitsgeschichte und Homo deus haben wir Seite für Seite durch. Nun liegen die 21 Lektionen auf dem Nachttisch. Als Ziel für die Erledigung haben wir uns Ultimo Mai gesetzt, denn am Neo-Ordoliberalismus verdauen wir ja auch immer noch, siehe unser diesbezüglicher Beitrag.

Bekanntermaßen sind wir langjährige Rezensenten der Gastronomie und anderer Branchen, wobei wir mit großer Leidenschaft selbst rezensieren, fast ebenso gern aber auch Fremdkritiken lesen, was wir uns im Fall Harari ausnahmsweise verkniffen haben. Die einen sagen sicher so und die anderen so. Wir horchen hier lieber nur in uns selbst hinein, und da gibt’s bei  Harari tatsächlich Endloses zu entdecken.

Vielleicht sollten wir damit beginnen, dass unsere Kinder offenbar aufgeschnappt hatten, dass wir uns angesichts der rasanten Entwicklung von Technik und Internet immer wieder einmal familienöffentlich und verunsichert darüber äußern, wo unsere Welt und die Menschheit wohl in 5, 10 oder 50 Jahren stehen mögen. Und hier spielt Harari denkbare Entwicklungen tatsächlich in Perfektion, Hülle und Fülle durch. Besonders in Hülle und Fülle. Denn noch begeisterter wären wir von seinen Gedanken gewesen, wenn er sie nicht dermaßen breit elaboriert hätte. Sehr oft haben wir uns als offenbar minderbemittelte Hobbyleser gefragt, ob das alles sein muss und korrekt ist, was er da auf Hunderten von Seiten auspinselt, wo er es her hat,  ob wir selbst uns um Allgemeinbildung tatsächlich zu wenig geschert haben, und eben, ob ein Weniger nicht sehr viel mehr gewesen wäre, wo uns vor Langeweile (sorry Kinderchen!) bisweilen die Augen zugefallen sind. Nicht erst zu mitternächtlicher Geisterstunde, sondern schon kurz nach der 20-Uhr-Tagesschau.

Keine Maus beißt einen Faden davon ab, dass jeder, den wir im Vorlauf einmal auf Harari angesprochen haben,  schon von ihm gehört und insbesondere auch gelesen hatte, wenn auch wohl nicht wie wir geschlagene 1.100 Seiten.  Was uns aber nicht daran hindern wird, uns nun auch noch auf die dritten 500 Seiten zu werfen, auf denen Harari laut Buchrücken aus Vergangenheit und Zukunft in die Gegenwart zurückkommen und uns 21 aktuelle Lektionen erteilen will.  Wir verzagen nicht. Sondern sind gespannt.

Einen Wunsch wird uns unsere Rekordlektüre sicher nicht erfüllen, nämlich herauszubekommen, wie sich so ein Mensch persönlich anfühlt, der sich aus welchen Gründen auch immer über dem Verfassen von endlosen Seiten doch sicher gänzlich völlig verausgabt hat. Seinen Humor scheint er trotzdem nicht verloren zu haben.  Geistreiche Späße und Wortspielereien lockern trockene Abschnitte immer wieder einmal auf. Und wenn man es denn so zu Weltruhm gebracht hat, sind die Millionen ja sicher auch nicht zu verachten, die man darüber eingefahren haben dürfte.

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