Die reine Tortur
Ich wiege 110 kg, bin 2m groß, 77 Jahre alt, als Rentner seit endlosen Zeiten Mitglied und Dauerkarteninhaber bei Hertha, stets um Frohsinn bemüht und habe vor dem gestrigen Spiel im Olympiastadion bei überwiegend brütender Sonne gepeilte 45 Minuten schlangegestanden, ehe ich mich erfolgreich durchs Drehkreuz am Einlass manövrieren konnte. Und ich muss das hier einmal im Detail berichten, nicht, um zu meckern, sondern eventuelle Optimierungen anzuregen.
Ich fange mal am Schluss an. Hertha hat am Saisonauftakt wieder einmal verloren, was für die Spielzeit Böses ahnen lässt. Das zweite Tor der Paderborner habe ich leider verschlafen, da ich wegen der Enge der Sitzreihe gerade wieder einmal meine Beine sortieren musste. Auch das erste Tor war wohl eher ein verirrter Kullerball als irgendeine nennenswerte Glanztat der Gäste.
Nun aber zurück zu meiner Ankunft vor dem Stadion. Etwa 45 Minuten vor Spielbeginn. Ich sah schnell, was mich erwartete. Schlangen von Fans. Ich stellte mich an und kollidierte schon da mit der ersten Leerflasche von endlos vielen, die da zwischen den Wartenden auf dem Boden lagen. Nach den ersten 10 Minuten könnte ich die Drehkreuze an den Einlässen erkennen. Wohl etwa alle 30 Sekunden schlüpfte ein Zuschauer durch die Schranke, 2 pro Minute. Um die 60, 70 mögen vor mir gestanden haben. Ich konnte darauf hoffen, bei Spielbeginn auf meinem Platz zu sein.
Und es dauerte und dauerte. Jede Menge schwitzende Leidensgenossen um mich herum. Sollte ich bleiben oder kehrtmachen und besser den heimischen Fernseher bemühen? Immer wieder Plausch mit den anderen Wartenden, meist 40 oder 50 Jahre jünger als ich. Aber auch die waren nicht weniger begeistert!! Und der absolute Knüller kam erst noch.
Irgendwo hatte ich gelesen, dass es am Einlass neue Kartenleser für die digitalen Eintrittskarten und Codes auf denselben geben sollten. Da muss ich mich aber vertan haben. 2 Personen pro Minute sind nicht viel. Vielleicht habe ich mich auch noch verzählt. Die Erleuchtung folgte dann aber auf dem Fuße.
Ich war inzwischen dritter am Einlass, nur noch zwei Fans vor mir. Beide hätten meine Söhne sein können, kamen aber trotzdem mit dem Ticketleser nicht klar. Sie popelten daran herum. Ich versuchte, Ihnen moralische Unterstützung zu geben. Bitte unbedingt durchhalten, aber sie hielten nicht, sondern traten den Rückzug an. Das wollte ich für mich nicht akzeptieren.
Zwar reagierte der Leser auch auf mein Plastikticket nicht. Aber ich griff mir den Ordner. Durchs Gitter hindurch. Und der erklärte mir, dass man das Ticket nicht zu dicht an den Leser heranhalten dürfe. Das wars! Das Drehkreuz gab mich frei.
Und nun muss ich nur noch nachschicken, dass ich meine Erfahrungen mit diesem Einlass mit meinen Freunden ausgetauscht habe, die über andere Schlangen aufs Objekt gelangt sind. Überall die gleiche Situation. Die Ticketleser funktionieren nur auf gutes Zureden. Überall haben die Ordner helfen müssen. Alles wie im Vorjahr!!!
Kinderchens, ich biete mich hier mal als Unternehmensberater und Qualitätsbeauftragter an.
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