Mein Gott, Hertha!
Irgendwie haben uns die Berliner Philharmoniker besser gefallen. Natürlich müssen die sich nicht mit einem störrischen Ball herumschlagen. Dafür gibt’s bei ihnen auch keine Halbzeitpause.
Jedenfalls hat die neue Heimsaison von Hertha genauso angefangen, wie die alte aufgehört hat. Totenstille und Schreckstarre im Olympiastadion. Und das eben leider nicht nur, weil sich lediglich 4.000 Zuschauer coronamäßig im weiten Rund verkrümelten. Wir könnten uns die Haare raufen.
Trudchen (29) und ich sind seit etlichen Jahren Mitglied von Hertha und Dauerkartenbesitzer, ohne dass wir etwa nächtens von der alten Damen träumten. Im Gegenteil fragen wir uns, warum unsere Begeisterung Grenzen hat; und warum wir bei Hertha jedes Jahr wieder die gleiche Einheitssuppe aus Enttäuschung, Verärgerung, Ratlosigkeit und fehlender Perspektive vorgesetzt bekommen.
Wir wollten daran glauben, dass mit Klinsmann ein Ruck durch das Gefüge ginge. Eher ging der Schuss nach hinten los. Wenn wir wissen, welchen Personalwechsel es seither gegeben hat, welche Zukäufe, welchen Aderlass und wieviel Millionen offenbar geflossen sind, fehlt uns jede Erklärung dafür, dass weiter nach Verstärkungen geschrieen wird, dass die Mannschaft am Freitag wie ein aufgescheuchter Hühnerhaufen agiert hat und in sage und schreibe 5 Auswechselungen mehrheitlich Spieler auf den Platz geschickt wurden, deren Namen wir noch nicht einmal gehört hatten.
Unser Geist ist willig, aber das Fleisch ist schwach. So ganz wissen wir nicht, wie lange wir uns das noch antun wollen. Jedenfalls hoffen wir, dass Alba bald wieder auf der Matte steht. So ganz ohne können wir nämlich nicht.