Wir gründen ein Startup. Was offenbar eine relativ leichte und extrem lukrative Übung ist. Wir beschreiben zunächst Verfahren und Vorgehen und danach einen konkreten Beispiel- und Vorbildfall.
Was man braucht, ist eine vernünftige Idee, ausdauernde Umsetzung, einen oder mehrere Sponsoren und letztlich ein paar nachhaltig begeisterte Kunden. Gern kann man als Einzelkämpfer beginnen. Im zweiten Jahr werden üblicherweise schon um die 200 Mitarbeiter all over the world beschäftigt. Die Kundenkartei umfasst an die 1,5 Mio. Adressen. Und wenn die Herren von Google, Microsoft, Apple oder Amazon keinen schlechten Tag haben, wird man dafür bei Verkauf in der Folge mindestens 500 Mio. € erlösen. Wie man erstaunlich oft in der Presse liest; und was wir uns jetzt als nächstes Projekt auf die Fahnen geschrieben haben.
Damit zu unserem Berliner Beispielfall; Berlin scheint überhaupt die Heimstätte besonders erfolgreicher Startups zu sein. Wir hatten zu Weihnachten von guten Freunden einen Malkurs bei ArtNight spendiert bekommen. Was uns zunächst erschütterte, da wir einerseits Dankbarkeit zeigen mussten, andererseits mit Malen bis dato nicht viel am Hut hatten.
Guten Willens kämpften wir uns letztlich zu 7 Mann hoch zum Austragungsort in Berlin-Mariendorf durch, der insofern schon eine Entdeckung war, als wir von den riesigen Event-Räumlichkeiten der dortigen Stone Brewery trotz einschlägiger Branchenkenntnisse noch nie gehört hatten. ArtNight hatte hier einen Raum reserviert. Sage und schreibe 25 überwiegend weibliche Teilnehmer hatten sich eingefunden, um von der verantwortlichen Künstlerin, Tijana Titin, ebenso sympathisch wie professionell begrüßt und in die Geheimnisse des Malkurses und Abmalens eingeweiht zu werden.
Das Geschäftsprinzip scheint spezifisch darin zu bestehen, an immer mehr Orten in Deutschland (und anderwärts?) massenhaft Malkurse und verwandte Events zu organisieren, dort jeweils einen extrovertierten Künstler als Betreuer der Gruppe zu engagieren, Malzeug bereitzustellen und die buchenden Kunden zwei Stunden lang mit dem Abmalen einer Vorlage zu beschäftigen. Zum Künstler sind wir darüber nicht geworden, unterhalten fühlten wir uns im Kreis anderer Gleichgesinnter ganz vorzüglich, und die Geschäftsidee fanden wir mindestens ebenso imposant. Wir sind leider selbst nicht drauf gekommen.
Seit unserer Verrentung haben wir uns im Gegenteil eigentlich nur mit Briefmarkensortieren, Fotografieren, Kraulenlernen, Pilates und ähnlich brotloser Kunst über Wasser gehalten. Immerhin scheinen Geist und Körper dermaßen geschärft bzw. gestählt, dass wir uns mit frischesten Kräften nunmehr der neuen Mission Firmengründung widmen. Einzig die zündende Idee fehlt eben noch, und das Malthema ist wie gesagt vergeben. Hilfreiche Unterstützung herzlich willkommen. Interessierten Sponsoren weisen wir gern unsere Bankverbindung nach.
Carl K., Frieda B., Hans-Georg M., Bärbel S., Heiner F. sowie Siegbert und Manuela E.
P.S. Ein Wort zu meinem obigen, im Kurs entstandenen Bild möchte ich gern noch anhängen. Wie unschwer zu sehen, handelt es sich um ein Zebra mit schwarz-weißen Streifen, das einer Wäscherin beim Aufhängen bunter Streifen zuschaut. Eingebildet bin ich nicht, aber gelungen ist mein Werk schon. Oder? Ich habe es “Neid” betitelt.