“Es ist nicht alles nichts”. Über diesen Artikel im Berliner Tagesspiegel vom 21. September haben wir uns sehr gefreut. Endlich! Kann nicht einmal Schluss gemacht werden mit Maaßen und Regierungskrisen; und vor allem dem Gerede, Miesmacherei, Gemecker, Gezänk und der Kritik darüber? Auch und gerade in der Presse, die mehr als die die zunehmend harmlosen, verschreckten Politiker selbst gekeift und diese vor sich hergetrieben hat.
Schon fast gewohnheitsmäßig lesen wir den Leitartikel im Tagesspiegel, und auffällig oft ist hier in den letzten Wochen und Monaten von Vernunft, Anstand, Stil und Fairness die Rede. Allein das ist nicht nichts sondern … was!
Die Verfasserin des oben erwähnten Artikels erinnert an den Ausspruch von Christian Lindner, als er sich mit der FDP aus den Koalitionsgesprächen verabschiedete. “Lieber nicht als schlecht regieren”. Wir haben das damals für Mogelei oder Feigheit gehalten und sehen es heute in gänzlich anderem Licht: Es ist entweder schlicht falsch oder Ausdruck der Erkenntnis, dass Regieren zum Knochenjob geworden ist, den keiner mehr verrichten will.
Parteiinterne Querelen, Wettbewerb der Parteien und Presse schaffen einen Druck, der nachhaltig vernünftiges politisches Handeln kaum mehr zulässt. Und vernünftig bleibt dann auch der Wähler nicht, der zunehmend vergisst, dass große Volksparteien über Jahrzehnte Garant von Demokratie, Ordnung und Orientierung waren.
Wir sind kurz davor, dass keine Partei bundesweit mehr 30% erreicht, selbst in Bayern kaum 35% für die CSU. Wunderbar! Wir geben den Parteien einen Denkzettel. Auch die Presse wird dann sicher stillschweigen. Alles wird besser. Nur noch ein wenig meckern und nöhlen und ein paar weitere Regierungskrisen, dann ist das Paradies auf Erden nicht mehr fern.
Natürlich steht auch die Presse unter Druck: In Trumps Amerika, im Konkurrenzdruck und bei uns auf der Straße. Sind wir denn alle nur noch Geschundene, die ihre Haut retten und dabei Ver- und Anstand über Bord werfen müssen. Aus welcher Ecke die Läuterung kommen soll, sehen wir noch nicht so ganz. Immerhin sind die erwähnten Zeitungsartikel ein Hoffnungsschimmer.